Reaktion zu „Artenschutz-Ausgleichsflächen sind hergestellt“
Im Hanauer Anzeiger vom 16.8. ist zu lesen, dass der Baubeginn bevorsteht, da die Ausgleichsflächen für den Hamster einsatzbereit sind und nicht davon auszugehen ist, dass bei einer letzten Feldbegehung noch Hamster auf dem Baugebiet MiBu Nordwest leben würden. Zwischenkartierungen hätten das ergeben. Auch Rebhuhn, Hasen und Feldlerche würden in den Ausgleichsflächen neue Heimat finden, die Feldlerche hätte sich dort schon angesiedelt. Das Überleben der Natur würde durch das neue Baugebiet gesichert.
In dem Artikel, der allein die Meinung des Oberbürgermeisters und des Investors wiederspiegelt, fehlt das kritische Hinterfragen der Journalistin, ob das dann alles auch so stimmig ist.
Es müsste den Vertretern der Presse, die den Streit um das Baugebiet nun schon seit 2 Jahren verfolgen, klar sein, dass immer noch zu viele Fragen ungeklärt sind.
Die Vertreter der Naturschutzverbände, die hierzu überhaupt nicht gefragt werden, sind absolut konträrer Meinung zu den Aussagen des OB´s und seines Gutachters aus Aachen.
Die Aufforderung des hessischen Umweltministeriums an die Stadt sich doch mit den Naturschutzverbänden an einen Tisch zu setzen, wurde ignoriert.
Falls kein Hamster mehr auf dem Areal des Baugebietes zu finden wäre, ist das die Folge einer bewussten Vergrämung durch den hamsterschädigenden Anbau von Mais, entgegen ursprünglich geplanter Fruchtfolge.
Wir registrieren einen Pseudo-Naturschutz, nachdem man den Hamster möglicherweise verjagt hat, eine Pseudo-Bürgerbeteiligung, in der man alle guten und berechtigten Argumente der Kritiker als nichtig abgetan hat und die geäußerten Falschaussagen des OB´s über die Ortsbeiräte, die angeblich auf Grund des großen psychischen Drucks der IG entgegen ihrer Überzeugung gegen das Baugebiet gestimmt haben (die betroffenen Ortsbeiräte haben sich in einer Presseerklärung deutlich dagegen verwehrt).
Vieles sieht nach Willkür aus und Ignoranz gegen alle, die eine andere Meinung haben. Auch die vom Oberbürgermeister mehrfach ausgedrückte Freude über bevorstehende, beantragte einstweiligen Verfügungen beim hessischen Verwaltungsgerichtshof und einen eventuellen Klageweg sind sehr befremdlich.
Dann steht noch die Aussage, dass er sich freut, dass der Investor das Risiko eingehen wird, dass dieser das Bauvorhaben schon umsetzen wird, sofern noch keine einstweilige Verfügung erfolgt ist. Aber laut vertraglich dokumentiertem Durchführungsbeschluss dürfen -aus artenschutzrechtlichen Gründen- die Bodenarbeiten nicht vor dem 1. Oktober beginnen.
Ob das dann alles noch rechtskonform ist?
Zur Feststellung, ob noch Hamster auf dem Areal leben, oder bewohnbare Baue gefunden werden, wird sicher ein wohlwollender Gutachter über die Felder gehen. Wann wurden die Zwischenkartierungen durchgeführt? Gerade erst wurde der Mais geerntet und wer die Dichte eines Maisfeldes kennt, kann erahnen, dass man darin keinen Hamsterbau finden kann und eine Zwischenkartierung dann nicht aussagekräftig sein konnte.
Wenn die Stadt den Naturschutz ernst nehmen würde, würde sie die letzte Kartierung durch die Hamsterschützer durchführen lassen. Diese sind während der Kartierungszyklen fast täglich unterwegs und haben dafür ein geschultes Auge. Ein Gutachter aus Aachen, dessen tägliches Brot das nicht ist, wird leicht Hamsterbauten übersehen. Die untere Naturschutzbehörde muss ihre Aufgabe ernst nehmen und die Naturschutzverbände gleichberechtigt neben dem Aachener Gutachter an einen Tisch bringen und deren Meinung mit in die Entscheidungsfindung einbinden.
Für uns ist das ganze Bauvorhaben nach wie vor mangelbehaftet. Beim kontrovers diskutierten Naturschutz und bei einer Verkehrsanbindung, die absolut indiskutabel ist. Lösungen wurden keine gesucht und somit auch keine Akzeptanz erreicht.
Auch der Artikel im Hanauer Anzeiger vom Freitag, den 17. August Zurück zu vernüntiger Basis, in der von einer versöhnlichen Stimmung in der Ortsbeiratssitzung gesprochen wird, reportet offensichtlich nur die Meinung des OB´s. Kein Wort davon, dass es im nicht offiziellen Teil um die Aufarbeitung einer Unwahrheit des OB´s ging. Auch die Dienstaufsichtsbeschwerde richtete sich alleine gegen den OB, nicht gegen weitere Personen. Und die lancierten Darstellungen, die dem uninformierten Leser vorgaukeln wollen, dass sich alles zum Besten gewendet hat, sind schwer zu ertragen.
Bleibt zu wünschen, dass die Hanauer Pressevertreter sich zukünftig nicht zu sehr von einem Oberbürgermeister Kaminsky instrumentalisieren lassen und zu Hofberichterstattern werden.
Unser Appell: Bleiben Sie kritisch und hinterfragen Sie, wie es Ihre Pflicht als Journalisten ist.